Autopilot macht Neues tot

 

Hilft kein Schieben und kein Drücken,

hilft kein Schimpfen und kein Fluchen,

will das erste Mal nicht glücken,

musst du es noch mal versuchen.

 

(Frantz Wittkamp)

 

Vor ein paar Wochen bekam ich von meinem Netzbetreiber eine neue SIM-Karte und einem neuen Pin.

(Okay, hast Du momentan nichts spannenderes mehr zu erzählen ???)

 

Welches Spiel ereignete sich nun natürlich wochenlang Tag für Tag ? Ich schalte morgens das Handy an und meine Finger geben wie von Geisterhand den alten Pin ein, den ich zuvor Lichtjahre lang eingeklopft hatte.

Die Ankündigung, dass ich nur noch zwei weitere Versuche zur Verfügung habe, lässt mich auf einen Schlag wieder wach werden und plötzlich fließt mir auch der neue Pin aus den Fingern. Immerhin steht plötzlich die komplette Isolation von aller Kommunikation mit der Außenwelt im Raum !

 

Inzwischen, nach jetzt schon überschaubarer Zeit, habe ich es nun langsam auf dem Schirm,  dass da eine neue Vierstelligkeit existiert, welche anstelle der alten wünscht, eingegeben zu werden, damit ich den gewünschten Effekt erlange.

 

Und warum erzähle ich überhaupt solche Banalitäten ?

 

Vielleicht heißt das Smartphone ja auch deshalb Smartphone, weil es mich smart daran erinnert und mir demonstriert hat, wie der Veränderungsmuskel zwischen unseren beiden Ohren tickt !

 Das Verständnis von solch banalem Mummenschanz hin zu den größeren, echten Entwicklungen, Veränderungen und Transformationen, welche wir in unserem Leben so gerne anvisieren,  kann tatsächlich so kurz sein, wie die Breite einer SIM-Karte !

Und es zeigte mir  auf so herrlich pragmatische Art und Weise, dass jenes so oft angestrebte Verändern von Automatismen im Zuge einer gewünschten Zielerreichung oder neuen Situation in der Realität doch weniger mit teutonisch-ernster verkrampfter Disziplin, als mit beharrlich unaufgeregtem Kontinuum einher geht.

 

Unser Gehirn ist schlicht und ergreifend auf Energie sparen geeicht, will möglichst viel automatisieren und Balance wahren. Das ist aus Sicht unseres Gehirns absolut legitim, denn es verbraucht ja eh schon ein Viertel unserer gesamten täglichen Energie. Dabei ist es jedoch nicht programmiert zu unterscheiden, wie konstruktiv oder destruktiv, wie fördernd oder neurotisch, wie für uns wichtig, existenziell oder schädlich, sabotierend unsere dahinter liegenden Muster sind.

 

Dieser von mir gerade so fachlich-dilettantisch erklärte Tatbestand ist insofern interessant, da er nicht nur bei neuen Pin-Nummern, Langzeit-Baustellen-Umleitungen oder Zahnputzgewohnheiten greift, sondern auch den für uns so brennenden, spannenden, wichtigen Entwicklungen und Transformationen, bei welchen wir uns gerne auf so unüberwindliche Hürden mit Namen wie alte Dauergewohnheiten, inneren Schweinehund  oder Alltagsfalle berufen.

 

Darf also heißen:

 Ob man einen neuen Pin eingeben oder plötzlich täglich eine Umleitungsstrecke fahren muss,  täglichen Sport in den Alltag integrieren, eine Weiterbildung starten, nicht mehr rauchen möchte:

 

„Glück lässt sich nicht erzwingen, aber es mag hartnäckige Menschen“

 

Ich für meinen Teil habe zum Beispiel inzwischen auch total automatisiert, dass dieser Absacker aufs Haus geht.